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Nationalarchiv Argentiniens veröffentlicht online Akten über Eichmann und Mengele und andere
Mit grossem Interesse habe ich diese Dissertation von Dr. Gerrit Hollatz gelesen.
Viele Parallelen zur Geschichte der Schaumburg-Lipper habe ich festgestellt, aber auch Unterschiede.
Im innerfamiliären Umgang erkenne ich bei den Braunschweigern mehr Geschlossenheit und Rücksichtnahme untereinander. Das mag daran liegen, dass das väterliche Oberhaupt eine schlichtende Funktion ausübte. Er integrierte auch seine Kinder in den Familienbetrieb.
Bei den Schaumburgern kam es häufig zu Intrigen, Denuntiationen und Rechtsstreitigkeiten zwischen den Geschwistern. Eine schlichtende und integrierende Vaterfigur wie die des Fürsten Georg fehlte seit 1911. Der letzte regierende Fürst Adolf starb 1936 kinderlos.
Ansonsten sind viele Vorgehensweisen während der NS Zeit vergleichbar.
Besonders interessant sind die Ausführungen zu den Arisierungen, Entnazifizierungs-, Straf- und Restitutionsverfahren. Arisierungen setzen Affinität zum Nationalsozialismus voraus. Das juristische Handwerk um sich der Verantwortung weitgehend zu entziehen ist auch in diesem Fall wirksam, in Deutschland und Österreich, sowohl bei Briten als auch bei den US Amerikanern.
Tuchfühlung mit Göring.
Produktion von Bauteilen für die Luftfahrt.
Kontakt zu Darre, Agrarbetriebe, Ernährung. Lammers Partei.
Landbeschaffung für Zwecke der Wehrmacht.
Schulungen in Gebäuden die der NSDAP überlassen wurden.
Zwangsarbeitereinsatz.
Spiel mit Staatsangehörigkeiten um der Beschlagnahme Deutschen Vermögens zu entgehen.
Versteckspiel mit Rechtskonstrukten wie Haus und Familienverein. Ablehnung des BGB. Paralleles Normensystem contra legem.
Hofkammerverband als Lobby.
Nachbargrundstücke in Gmunden.
Auffällig sind die Vielzahl an Arisierungen und der rapide Anstieg von Erträgen aus arisierten Unternehmensbeteiligungen zwischen 1938 und 1945.
Seite: 259: weshalb sie (die Familie) diese (politische) Macht unter anderem dazu nutzte, das NS- Regime zu unterstützen, zählt zu den Fragen, die im Rahmen dieser Arbeit nicht erschöpfend behantwortet werden können.
Ich verweise zu dieser Frage auf meine Veröffentlichungen seit 2006 zum Fall Schaumburg-Lippe. Der Zuschlag des Vermögens an ein zuverlässiges Oberhaupt erstickte Kritik am NS-System und garantierte die Unterordnung des Begünstigten und dessen Vermögensstruktur für militärische Ziele. Der Stichtag der Fideikommissauflösung 1.7.1939 ist nicht zufällig. Er ist strategisch bestimmt im Hinblick auf den geplanten Angriffskrieg am 1.9.1939.
Fand 1991 in einer Wohnung in Madrid (Baujahr 1949) im Abstellraum eine Hitlerbüste. Weder eine Wohnung von Freunden noch von Familie.
Was tun damit ?
1991 nahm ich sie mit auf einen Ausflug in die Berge und zertrümmerte sie mit einem Hammer. Not easy. Verdammt hart das Material.
July 4, 1992 |
Jefferson was a childhood hero of mine, not because of his science, but because he, more than anybody else, was responsible for the spread of democracy throughout the world. And the idea, breath-taking, radical, revolutionary at that time—and some places in the world, it still is today—is that not princes, not priests, not kinds, not big city bosses, not dictators, but the people are to rule. And not only was he a leading theoretician of this cause, he was involved in the most practical way, for the first time, bringing it about in the American experiment that has been copied, amplified, longed for, all over the world since.
Es ist unverständlich dass dieses brilliante Buch in deutschsprachiger Ausgabe nur noch antiquarisch erworben werden kann.
In Spanien stets erhältlich in spanischer Ausgabe.
Stefan Malinowskis Buch Die Hohenzollern und die Nazis ist der bedeutende Meilenstein in der Adelsforschung auf den ich lange gewartet habe. Zugleich war er für mich Anlass für eine längere Unterbrechung dieses blog und weiterer Forschungstätigkeiten. Nach 20 Jahren Forschungsaktivität setzte ich mich auf den Meilenstein als wäre er eine Parkbank um mich auszuruhen.
Man kann sich fragen was dieses Buch mit mir zu tun hat. Die Frage ist leicht zu beantworten: einige Ansätze und Gedanken (insbesondere die Besitzsicherungsstrategien) die ich für eine wirtschaftshistorische weitere Forschung für eminent wichtig erachte, konnte ich bei Herrn Dr. Malinowski "unterbringen". Er hat die Ansätze an einigen Stellen seines Buches in brillianter Weise eingebettet, sprachlich und wissenschaftlich in einer viel gelungeren Art und Weise als es mir gelingen könnte.
Wer das Buch liest wird die Stellen finden.
Der nächste wirtschaftshistorische Wurf aus der Historikerzunft kommt bestimmt und er wird an Malinowski´s Buch nicht vorbeikommen.
taktische Überlegungen der Kollaborateure
Aus Dr. Stephan Malinowski´s Buch:
Die Hohenzollern und die Nazis
Kernsätze:
S. 466: Die längst eingeschliffene opportunistische Haltung erneut zu festigen, hatte (S. 467) zu diesem Zeitpunkt nicht nur politische, sondern auch handfeste materielle Gründe. Versuche ehemals regierender "Häuser" , durch neue rechtliche Formen der Besitzbindung Regelungen zu finden, mit denen sich Grundbesitz und Hausvermögen erhalten liessen, brachen sich an der Rechtsordnung zur Auflösung der Fideikommisse, über die im Adel traditionell Besiztbindungen organisiert worden waren. Die durch republikanische Gesetze verfügte Auflösung der Fideikommisse hatte im gesamten Adel zu einer nervösen Suche nach neuen Lösungen geführt. Erst das NS-Regime setzte die Auflösung Anfang 1939 durch.
....
"Hausvermögen" konnte so steuerbegünstigt an eine einzige Person übertragen werden....Aus einem Besitzer zu treuen Händen war in diesem Fall ein Volleigentümer ohne vergleichbare Bindungen geworden....
S. 468...da sich opportunistische Vermögenszuweisungen, etwa im Fall von Fideikommissen oder bei der Errichtung von Grosserbhöfen über politische Entscheidungen durchsetzen liessen, die mit oder auch ohne jeden Schein einer Rechtsnorm wirksam werden konnten....
In der Republik blühte dem Hochadel die konsequente Anwendung des Bürgerlichen Gesetzbuches.
Wirtschaftlich war der gesetzgeberiche Vorgang der Fideikommissauflösung für den Hochadel eines der wichtigsten Themen in den Jahren zwischen 1933 und 1939.
Es lässt sich begründet vermuten, dass Teile der mit Fragen der Agrarproduktion befassten Machtzentren des NS-Staats und der SS daran interessiert gewesen sein dürften, bei Kriegsbeginn die grossen landwirtschaftlichen Vermögenskörper in einer Hand zu wissen. Autarkiebestrebungen, Kriegsplanung und die Vorstellung von relativ leicht lenkbaren grossen Vermögenskörpern, die sich in der Hand möglichst loyaler und nunmehr freier Alleineigentümer befanden, gehörten zusammen...
...zur "reibungslosen Durchführung des Vierjahresplanes" sollten durch die Auflösung der Fideikommisse klare Eigentumsverhältnisse mit S. 469 der starken Position regimekonformer "Oberhäupter" geschaffen werden (Fussnote 121 Hofe Vier Prinzen und das parallele Unrechtssystem 2006, S. 55 ff)
S. 475: Für die Familie Schaumburg - Lippe etwa, deren riesige Güter in Gestalt von Kurt Freiherr von Plettenberg seit 1941 vom selben landwirtschaftlichen Topmanager geleitet wurden wie die Latifundien der Hohenzollern- beide Familien wurden zudem partiell auch von denselben Anwälten und Notaren beraten-, ist die Praxis belegt, Agnaten mit Gütern im Osten oder "arisierten" Immobilien in deutschen Städten zu versorgen (Fussnote 141: Alexander vom Hofe, Vier Prinzen zu Schaumburg-Lippe, Kammler und von Behr, 154).
S. 721
Schreiben der Reichskanzlei an Himmler, 20.3.1940, in: Alexander vom Hofe, Vier Prinzen, 92-93.
Bescheid des Landesamts zur Regelung offener Vermögensfragen (Berlin), 15.1.2004, in: https://www.vierprinzen.com/2019/12/praktikum-in-ausschliessungsgrunde-teil.html?m=1; Alexander vom Hofe, Vier Prinzen, 80-82.
Obertruppenführer Wolrad Prinz zu Schaumburg Lippe wurde in der SA Brigade 162 am 9. November 1937 zum Sturmführer befördert.
Jeversches Wochenblatt vom 9.11.1937 Seite 2
In der Entlastungsschrift im Entnazifizierungsverfahren hiess es:
S.A. Wenn es dem Fürsten daher auch nicht sympathisch war, dass der Stahlhelm, dem er seit langem angehörte, in der S.A. aufging, so sah er damals aus dieser allgemeinen Einstellung hreaus, keinen Anlass, gegen seine Überführung in die Reiter SA Stellung zu nehmen. Da er von vorn herein nicht die Absicht zu irgendwelcher aktiven Betätigung hatte, liess er es geschehen zum Obertruppenführer degradiert zu werden. Er lehnte es ab, sich einer Prüfung zur Eröffnung einer Beförderungemöglichkeit zu unterziehen.
Durch einen Zufall wurde er später zum Sturmführer befördert. Als ihn der Führer der S.A. Gruppe Nordsee einmal auf der Strasse in Bückeburg mit “Sturmführer” angeredet hatte, machte ihn der Fürst auf seinen Irrtum aufmerksam. Darauf ordnete dieser von sich aus später die Beförderung an, offenbar um der sozialen Stellung des Fürsten eine Verbeugung zu machen. Einen Sturm hat der Betroffene nie geführt. Er wurde als Sachbearbeiter für Schadenverhütung bei der Reiterstandarte 162 eingesetzt, ohne diese gewichtige Aufgabe jemals praktisch mit effektiver Tätigkeit zu beleben.
Arolsen Archives verzeichnet eine Maria Prinzessin zu Schaumburg-Lippe
Stand 26.1.1940
Transportiert zum Konzentrationslager Ravensbrück aus politischen Gründen
Geboren am 26 Juli 1897
Signatur
8143899
Entstehungszeitraum
1938-11-11 - 1944-08-31
Anzahl Dokumente
636
Form und Inhalt
Die Listen enthalten die Namen, Geburtsdaten, Haftkategorien sowie die Häftlingsnummern der Gefangenen.
Reference Code
8143899
Creation Date
1938-11-11 - 1944-08-31
Number of documents
636
Scope and content
The lists contain the names, dates of birth, categories of imprisonment and the prisoner numbers of the prisoners.
Es handelte sich um Maria Herget