Dienstag, 5. Juli 2016

Estancia San Ramón Argentinien OMGUS, Bremen und die deutsche Sprache

Ausweislich einer argentinischen Landvermessungsakte  kaufte eine Tochtergesellschaft der Dresdner Bank in Bremen, Banco Germánico de la America del Sud Sociedad Anonima, für die Fürstliche Hofkammer in Bückeburg die Estancia San Ramón in Rio Negro Argentinien mit einer Grösse von 29.000 hektar, am 30 Oktober 1909. Verkäuferin war die Gesellschaft Compañia Comercial y Ganadera Chile y Argentina.  Der Kauf wurde vor dem Urkundsbeamten Manuel Pasel am 21 März 1910 ratifiziert. (Quelle Verfahren Nummer 45.283-1951; Gerichtsverfahren Nummer 1716-Fº 172 Año 1948, Landvermessungsakte).

In den Jahren 1909 und 1910 hatte die Fürstliche Hofkammer Behördeneigenschaft.

1911 Hofkammer ist Behörde

Hofkammer ist nicht mehr Behörde
Die Intervention der argentinischen Bank, die eventuell treuhänderisch handelte, erklärt sich vielleicht damit, dass das Fürstentum Schaumburg-Lippe ein ausländischer Staat war und eine Investition in Argentinien Beschränkungen unterlag, weil die Souveränität Argentiniens bei derartigem Landerwerb verletzt werden würde.

1909 war das Fürstentum Schaumburg Lippe ein Staat.

Friedrich Adolf Achelis und Richard Hube waren Gesellschafter der verkaufenden Gesellschaft.
Friedrich Adolf Achelis  arbeitete von 1894 bis 1898 bei der  Dresdner Bank  in Bremen und  Berlin, 1899 gründete er in Puerto Montt, Chile, Hube & Achelis, mit Filialen in Argentinien, und verkaufte das Geschäft  1905 an Compañia Comercial y Ganadera Chile Argentina S.A.

1914 kehrte Achelis nach Bremen zurück.

Wahrscheinlich ist, dass der Kauf von einer natürlichen Person vorgenommen wurde, nämlich von Georg Fürst zu Schaumburg-Lippe, der in seinem Testament verfügt, dass seine nicht zum fideikommissarischen Hausgute gehörigen Besitzungen in Südamerika seinem Sohn Adolf zukommen sollten. Darunter fiele Estancia San Ramón in Argentinien.

Estancia San Ramón kann auch nicht Fideikommis nach 1911 geworden sein, denn ein Fürstentum hat keine Gesetzgebungsmacht bis in einen anderen Kontinent hinein.





Hier die Eintragungen im argentinischen Grundbuch (Beginn dieser Eintragungen 1925, Voreintragungen sind noch nicht ermittelt worden):




Am 30 Dezember 1925 verkaufte die "Fürstliche Hofkammer" die ihre Rechtspersönlichkeit per Gesetz spätestens 1923  verloren hatte, das Anwesen an eine Treuhandgesellschaft die in dem spanischen Text  als Sociedad Anónima Treuhand de Administración y Mandatos bezeichnet wird (Rückübersetzung ins Deutsche wäre Treuhand für Verwaltung und Mandate AG).



Fürstliche Hofkammer verkauft an Treuhand am 30 Dezember  1925
Die Estancia San Ramón wurde an eine Treuhand AG am 30 Dezember 1925 verkauft.

Das kann mehrere Gründe haben.

Üblicherweise werden derartige Konstrukte verwendet, um die Eigentumsverhältnisse nicht offenzulegen.

Ein Verkauf am 30. Dezember 1925 kann auch wegen der drohenden Fürstenenteignung stattgefunden haben.

Es kann auch geschehen sein, weil es einen Finanzbedarf gab. 1928 verhandelte Adolf mit seinen Brüdern wegen Abfindungen aus dem Testament Georgs. Er könnte Finanzbedarf gehabt haben, um die Brüder auszuzahlen.






Am 24 Februar 1928 wurde estancia San Ramón von der  Treuhand an die Aktiengesellschaft Sociedad Anónima de Industrias Rurales en el Río Negro (vertreten durch Christel Lahusen) verkauft, Urkunde vom 14 Februar 1928, Urkundsbeamter Alberto Hoeffner. Christel Lahusen starb am 25 März 1939, es heisst durch Herzinfarkt bei einer Besprechung in Banco Germanico del Sud in Buenos Aires. Gemäss Bericht der Deutsch-Argentinischen Handelskammer gehörte er dem Vorstand der Kammer an,  es heisst: Lahusen Christel Vocal Lahusen y Cía. Sedalana (Seide Wolle).

Wenn Industrias Rurales en el Rio Negro S.A. der Familie Lahusen gehörte, dann war Familie Lahusen seit 1928  mittelbar Eigentümerin der Estancia San Ramón. Familie Lahusen in Bremen besass Wollspinnereien. Estancia San Ramón galt als Schafzuchtunternehmen.

Nach 1945 ermittelte OMGUS  nach sogenannten external assets von Deutschen.

Anlässlich der Untersuchung zu den external Assets (external Assets Investigations OMGUS) wurden die Familienmitglieder Lahusen explizit gefragt, ob sie etwas über die Sociedad Anónima de Industrias Rurales en el Rio Negro in Argentinien wüssten.

Alle erklärten nichts über diese Gesellschaft zu wissen, dabei ist belegt, dass diese Gesellschaft, die von Christel Lahusen vertreten wurde, die estancia 1928 gekauft hatte. Familie Lahusen hatte im Jahr 1948 assets in Argentinien (estancia San Ramón), mindestens bis 1968, da der Grundbuchauszug (siehe oben) von 1968 datiert. Sie waren Deutsche.

Die OMGUS-Verhöre fanden 1946 in Bremen statt. 

Wurden die Besitzverhältnisse über die estancia San Ramón verschleiert oder unterschlagen  ?

Vieles spricht dafür.

In allen Erklärungen der Familienmitglieder sagen diese,  nichts oder sehr wenig über die Gesellschaft oder die Inhaberschaft der Aktien zu wissen.

Beispiel:

Erklärung, 

Ich der unterzeichnete Dr. iuris Dietrich Duncan Lahusen, Rechtsanwalt und Notar in Bremen erkläre .... ich bin absolut überzeugt, dass diese Tochtergesellschaft nicht etwa dazu dient deutsche Vermögenswerte zu verschleiern   

Fakt ist aber dass 1946 die Gesellschaft Eigentümerin der Estancia ist (siehe Grundbuchauszüge oben).

Niemand von den Befragten gibt an, dass  Industrias Rurales en el Río Negro  Eigentümerin der Estancia San Ramón mit 29.000 Hektar war.





"über diese Firma ist mir nichts bekannt"




Allzuverständlich, dass man nichts zu wissen vorgibt.

Die Erklärung hier:




Es fehlen noch immer Untersuchungen zur Zeit ab 1909. 

Wie erwarb Georg Fürst zu Schaumburg-lippe die estancia ? 




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