Freitag, 26. Juli 2019

Reichstagsbrand: kein Einzeltäter

SZ

Siehe 2010

https://archivalia.hypotheses.org/18241



Reichstagsbrand und Ernst Torgler


Liest man den Lebenslauf von Ernst Torgler, ebenso den von Hinrich Wilhelm Kopf und den von Friedrich Christian Prinz zu Schaumburg Lippe so ergeben sich markante Überschneidungen.
Torglers Lebenslauf wird in der website des dgb dargestellt.
Im Reichstagsbrandprozess wurde er von RA Dr. Alfons Sack vertreten, ein NS Staranwalt.
zu Kopf:
zu Friedrich Christian Prinz zu Schaumburg Lippe:
Der Adjutant von Goebbels Friedrich Christian Prinz zu Schaumburg Lippe verlieh Geld an Robert Ley zwecks Finanzierung von Druckereien. Die Tilgung des Darlehens sollte durch die Übergabe eines Gutes in Posen erfolgen. Zitat aus Sonne im Nebel Seite 69, 70, Verfasser Friedrich Christian Prinz zu Schaumburg Lippe: “Der anständige Mann, über den diese Angelegenheit bei der Treuhandstelle Ost laufen sollte und den ich daher damals kennen und auch schätzen lernte, hiess Hinrich Kopf. Er war nach dem Kriege viele Jahre hindurch der sehr geachtete Ministerpräsident des Landes Niedersachsen. Er bot mir in den fünfziger Jahren an, in Schaumburg Lippe Landrat zu werden.Aber auch das musste ich leider ablehnen, weil ich fürchtete, dadurch mit dem Fürstlichen Haus Schaumburg – Lippe in Interessenkollision zu kommen. Aber Hinrich Kopf- der auch Mitglied des Bundesvorstandes der Sozialdemokratischen Partei war-blieb mir doch, bis zu seinem Tode, ein treuer Freund.”
Weiter S. 204 und 205:
“Ernst Torgler und ich trafen uns dann in Bonn während der Sitzungsperioden des Bundestages. Er war Abgeordneter der SPD geworden. Die Begegnungen mit diesem Mann…waren zustandegekommen, weil er während des Krieges mit der Treuhandstelle Ost, in der auch Hinrich Kopf arbeitete, nach Bückeburg evakuiert wurde…”
Der Reichstagsbrand fand am 28.2.1933 statt.
Am 1.4.1933 wurde Friedrich Christian Prinz zu Schaumburg Lippe Adjutant von Goebbels.
Das am 13. März 1933 gegründete Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda unter Joseph Goebbels war im März/April 1933 noch im Aufbau begriffen. Goebbels lässt am 9. Mai durch seinen persönlichen Adjutanten Friedrich Christian Prinz Schaumburg-Lippe seine Bereitschaft erklären, am 10. Mai in Berlin die „Feuerrede“ zur Bücherverbrennung zu halten. Feuerrede: Wieder ist Feuer Protagonist.
Ernst Torgler arbeitet 1940 für das Propagandaministerium. Ernst Torgler war verdächtigt worden den Reichstag in Brand gesetzt zu haben. Feuer als Propagandamittel ?
Mal zur Dramatisierung der Reinigung von bösartigen Schriften (Bücherverbrennung).
Mal zur Inszenierung eines bösartigen Angriffs gegen staatliche Institutionen (Reichstagsbrand).
Mal zur Inszenierung des Angriffs gegen das Judentum (Reichspogromnacht).
Ein Faible für´s Gokeln attestiert Friedrich Christian Prinz zu Schaumburg Lippe “entschlossenen Männern” hier:
Torgler wird von Friedrich Christian Prinz zu Schaumburg Lippe, dem Adjutanten von Goebbels, der die Feuerrede ankündigt geschätzt. Torgler arbeitet für die HTO und wird gegen 1945 mit der HTO Ausweichstelle ausgerechnet nach Bückeburg evakuiert. Lernten sich Torgler, Kopf und Schaumburg Lippe wirklich erst 1940 kennen ?
Es drängt sich der Verdacht auf, dass Torgler ein undercover Agent der Nazis war und als solcher in Wahrheit am Reichstagsbrand beteiligt gewesen war. Mit diesem Ansatz könnte die Alleintäterthese zum Reichstagsbrand widerlegt werden. Torglers Freispruch ebnete den Weg für die Alleintäterthese. Torgler als unechter KPDler liefert propagandastisch durch seine Selbstverdächtigung das Alibi für die Kommunistenhetze. Ferner wird das Verfassungsorgan der Weimarer Republik physisch und rechtlich vernichtet. Ganz im Sinne eines Grossteils des ehemaligen Hochadels (womit wir wieder beim Prinzen zu Schaumburg Lippe sind), dessen Bruder an Karl Dreier, Landespräsident Schaumburg Lippes , “als Nationalsozialist seiner Sippe” schreiben wird: “…wenn ich nicht ALLES täte, um meinem Hause die Eigentumsrechte wieder zu verschaffen, die ihm von der seinerzeitigen marxistisch beeinflussten Regierung unter Ausserachtlassung der Rechtslage und unter dem Druck einer gefälschten öffentlichen Meinung zu Unrecht genommen sind” (S. 54 der Vier Prinzen).
Die Lebenstabellen von Torgler und Kopf sind in höchstem Grad undurchsichtig. Sie weisen jedoch erhebliche Parallelen auf: die HTO, die nach Bückeburg verlegt wird. Beide finden sich später in der SPD wieder. Und sowohl die Briten als auch die niedersächssische Landesregierung tun alles, damit über die Tätigkeiten von Torgler und Kopf fast gar nichts bekannt wird. Kopfs Berichte zum Auslieferungsverfahren werden 1948 im Eilverfahren vernichtet. Willy Brandt rettet Kopf vor der Auslieferung an Polen. Noch heute lasten auf den britischen Akten sogenannte green card Vermerke (Sperre auf Dauer).
Zu klären wäre, ob es sich bei Kopf und Torgler in Wahrheit um stramme Nationalsozialisten handelte. So sieht es doch aus. Und wieso sollte Torgler nicht als “agent provocateur” beim Reichstagsbrand gehandelt haben ?
Zu Kopf noch ein Hinweis:
FAZ vom 27 März 2010 Seite 33. Artikel: “Die Welt als Willy und Vorstellung”, von Martin Otto: “Mit der ironischen Einführung “Ich bin kein Brandt-Experte, nur verwandt” (Einführung in die zehnbändige Berliner Ausgabe von Reden, Artikeln und Briefen Brandts) betonte dagegen der Historiker Peter Brandt (Hagen), Willy Brandts 1948 geborener Sohn, dass sch alle Parteien der frühen Bundesrepublik um die “kleinen Nazis” bemüht hätten. Waren Kopf und Torgler “kleine Nazis” ? Eigentlich egal, denn sie waren Nazis. Nur Nazis dürfen in der HTO arbeiten, das wird doch jedem einleuchten. Ergebnis: Torgler, ein Nazi ist in den Reichstagsbrandvorgang verstrickt und weil er Nazi ist, wird er freigesprochen. Sein Auftritt im Prozess, verkleidet als KPDler.
Eine Klärung der Frage ob kleine oder grosse Nazis verhinderten und verhindern diejenigen die die polnischen Berichte vernichtet haben oder unter Verschluss halten, insbesondere das Foreign Office, aber auch die Niedersächssische Staatskanzlei.
Dies als kleine Skizze. Vielleicht ist diese Option von namhaften Historikern schon längst widerlegt worden. Sollte es so sein, dann bitte ich um eine entsprechende Fundstelle.

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