Donnerstag, 21. Juli 2016

Lexikon der Unfallopfer von Henner Reitmeier

Es gibt ein Lexikon der Unfallopfer von Henner Reitmeier. Interessant sind viele Einträge. 

Marie Harder

Lesenswert ist die Eintragung zu Marie Harder.

Die Hamburger Künstlerin Marie Harder hatte zufällig das Schicksal des Fürstenpaares zu teilen, sie sass in der gleichen Maschine mit der Adolf Fürst zu Schaumburg-Lippe und Ehegattin Ellen in Mexiko am 26 März 1936 abstürzten.


Unglücksmaschine von
Mexicana de Aviación,
Tochtergesellschaft der PANAM


Iberia




Montag, 11. Juli 2016

Do not underestimate Beatrix von Storch

Stiess auf eine Liste von Deutschen in Spanien die entweder das NS Regime unterstützten oder voll im System integriert waren, allesamt hatten Verbindungen zu Spanien, die meisten lebten hier.

Das Haarsträubende ist die Anzahl der in der Liste aufgeführten Personen und noch haarsträubender ist es dass mir etliche Namen bekannt vorkommen. Die Gefährlichkeit eines derartigen Systems beruht auf dem Grad der Durchdringung der Gesellschaft.

Gefährlich ist es, jemanden wie Beatrix von Storch zu unterschätzen in dem man sich auf den Standpunkt stellt, es handle sich um jemanden der abstruse Ideen vertritt, die niemand teilt.

Wenn jemand wie sie eine Struktur aufzieht, so wird sie viele Unterstützer finden. Wie lang die Liste ist weiss nur sie.

Hier eine Liste aus der Vergangenheit.

THE FACTUAL LIST OF NAZIS PROTECTED BY SPAIN

Mit der Beobachtung einiger schillernder Persönlichkeiten ist es nicht getan.

Verfügt der Verfassungsschutz über genügend Ressourcen ?

Ich bezweifle das.


AUS DER GESCHICHTE LERNEN !

Samstag, 9. Juli 2016

Interview in der Jüdischen Rundschau Teil 2

Erneut ein Hinweis zu dem Satz von Alexander Prinz zu Schaumburg-Lippe:

Frage: "In fast allen Familien gibt es schwarze Schafe. Würden Sie mir recht geben, wenn ich sage, in der Ihrigen war das Friedrich Christian Prinz zu Schaumburg-Lippe?
Ganz eindeutig! Der Mann war ein problematischer Fall. Es ist natürlich unvermeidbar, dass eine solche Gestalt auch auf das Image des Hauses ausstrahlt. Außerdem muss ich sagen, dass es auch andere Brüder meines Großvaters gegeben hat, die sich in einem gewissen Umfang auf die Nazis eingelassen haben. Auch meinem Großvater wurde dies nachgesagt, aber nach meinem besten Wissen trifft es auf ihn nicht in diesem Umfang zu".

Es ist sehr leicht Pauschalaussagen zu verbreiten, es ist auch einfach ein gewisses Pathos an den Tag zu legen. Es bietet sich auch an, die gesamte Schuld auf Friedrich Christian abzuwälzen, weil diese Taktik dazu dient andere Zusammenhänge auszublenden.

Viel schwieriger und gefährlicher ist es, Fakten auf den Tisch zu legen.

Hohle Phrasen kommen gut an. Dagegen hilft ein Wachrütteln durch Recherche, und diese wurde vor 10 Jahren durchgeführt.

Zur Erinnerung und gegen Verdrängung hier die Wiedergabe einer Chronologie die für sich spricht, nur Fakten. Kein Wunder dass FAZ und Sueddeutsche über diese Recherche schrieben, sie ist einfach sehr gut, aussagekräftiger als das übliche hohle Geschwätz derer die sich staatsmännisch geben. Alexanders Grossvater hiess Wolrad.

Zitat nach Henri Amiel
"Truth is not only violated by falsehood;
it may be outraged by silence"

Chronologie

18.11.1931 Treffen Hitlers mit Hermine Prinzessin von Reuss (zweite Ehefrau Wilhelms II) im (sogenannten NS-) Salon der Baronin von Tiele-Winckler. Anwesend waren auch: Göring und Magnus von Levetzow (mecklenburgischer Uradel). Hitler erklärte “alle Novemberverbrecher öffentlich strangulieren zu
lassen”. Quelle: Brief Levetzow an Fürst v. Donnersmarck, Granier, Levetzow S.312-317, Malinowski S. 555, Fussnote 352).

1932-15.7.1933 Kurt Freiherr von Plettenberg ist Referent im Reichsernährungsministerium, Ministerium für Forst- und Holzwirtschaft.

3.2.1932 Wolrad wirkt im Wahlkampf zur Reichstagswahl mit und tritt als 2. Führer des Bundes der Frontsoldaten (Stahlhelm) Ortsgruppe Hagenburg-Altenhagen (Parole Duesterberg) auf.

27.2.1932 Heinrich gründet in Potsdam eine Loge der EBDAR. “Aufnahmefähig ist jeder, der Rassenhass und Geringschätzung anderer Völker als Armutszeugnis eigener Rasse und eigenen Volkstums erkennt.”

28.2.1932 Clemens August Graf von Galen wird Bischof von Münster.

Adolf schrieb: “Gesetzt den Fall, dass ich damals nur das was damals Hausgut und Domanium war als Hausvermögen anerkannt hätte, so wäre mir doch noch ein Rest geblieben...Wenigstens hätte ohne meine Einwilligung nicht Alles an das Haus fallen können mit anderen Worten.”

1.11.1932 Friedrich Christian tritt in die SA ein.

Januar 1933: Die Urkundensammlung des Notars und Justizrates Dr. Ernst Lebin, Berlin, der den Ehe- und Erbvertrag zwischen Adolf und Elisabeth am 10 Januar 1920 (Nr. 11/20 des Notariatsregisters des Notars Justizrat Dr. Lebin in Berlin) beurkundete, endet.

11.2.1933 Friedrich Christian wird Goebbels ́Adjutant.

27.4.1933 Dr. Karl Koehler, späterer Ministerialrat im RJM und Vicepräsident des Obersten Fideikommissgerichts in Berlin, Mitverfasser des Buches Koehler/Heinemann, Das Erlöschen der Familienfideikommisse, 1940, wird NSDAP Parteimitglied.

Mai 1933 Reichspräsident von Hindenburg ernennt auf Vorschlag des Führers Alfred Meyer zum Reichstatthalter von Lippe und Schaumburg-Lippe (Eigenmaterial Partei-Kanzlei).

1.5.1933 Robert Figge später Richter beim OLG Celle für das Vermögen der Familie Schaumburg-Lippe tritt in die NSDAP ein. Oberleutnant bei den Landesschützen und den Pionieren in Celle.

1.5.1933 Forstassessor Hans Joachim Dienemann tritt in die NSDAP ein. Später tritt er in die Dienste Wolrads als Forstmann ein. Sein Sohn wird später Leiter der Hofkammer in Bückeburg.

5.5.1933 Tod von Stephan Kekulé von Stradonitz, Rechtsgelehrter, Berater Georgs, Trauzeuge bei der Eheschliessung Adolf- Elisabeth, Freimaurer, Grossarchivar einer Grossloge in Berlin, treu zu Adolf.

1933 Walter Endler später Richter beim OLG Celle für das Vermögen der Familie Schaumburg-Lippe tritt in die SA ein. Später Landes Schützen Ersatz: Ausbildungs Btl. No 11 in Hildesheim. 1945 Landesschützen Btl. 739 Celle.

1933 Konrad Harten später Richter über das Vermögen der Familie Schaumburg-Lippe tritt in die SA ein. Ging in Bückeburg auf das Adolfinum. Richter in Zivil- und Erbgesundheitssachen beim OLG Celle.

9.5.1933 Friedrich Christian sagt Feuerrede zur Bücherverbrennung durch Goebbels in Berlin zu.

10.5.1933 Friedrich Christian sagt Feuerrede zur Bücherverbrennung

Mai 1933 Selbstauflösung EBDAR, arbeitet aber weiter.

22.5.1933 Dr. Karl Koehler, späterer Ministerialrat im RJM und Vicepräsident des Obersten Fideikommissgerichts in Berlin, Mitverfasser des Buches Koehler/Heinemann, Das Erlöschen der Familienfideikommisse, 1940, wird Mitglied beim NSRB.

1.7.1933 - 1.10.1934 Kurt Freiherr von Plettenberg ist Leiter der Forstabteilung der Landesbauernschaft Kurmark (Reichsnährstand).

24.8.1933 Wolrad schrieb Artikel für Adolf Hitler im Hannoverschen Kurier zusammen mit Reichstatthalter Alfred Meyer.

27.10.1933 Dr. Schwertfeger wird Mitglied des NS-Rechtswahrerbundes

1933 Karl Dreier (Sohn des 2. Kammerdieners von Georg Fürst zu Schaumburg-Lippe) ist NSDAP Abgeordneter im Landtag Schaumburg-Lippe, später Präsident der Landesregierung in Bückeburg; Dr. Wolrad Schwertfeger ist Abgeordneter für Kampffront Schwarz Weiss Rot, ab 1933 vertritt er anwaltlich das « Haus Schaumburg-Lippe ». Bis 1969 wird er Berater, Vertreter, RA und Verwalter für den “Ast” Wolrad, später von dessen Sohn Philipp Ernst sein.

13.9.1933 Gesetz zur Bildung des Reichsnährstandes.

29.10.1933 Die Schaumburg-Lippische Landesregierung und «Hofkammer» beantragen beim Grundbuchamt Bückeburg für die Grundstücke (Waldbesitz) im Harrl, Steinbergen, Sandfurt und Baum vier Schutzforste zu bilden und für jeden Besitz ein besonderes neues Grundbuchblatt anzulegen. «Fürstliche Hofkammer» beantragt die einzelnen Parzellen als selbständige Grundstücke auf die Schutzforsten umzutragen. Keinerlei Intervention Adolfs.

1.12.1933 Wolrad wird Mitglied der Reiter SA, sowie einer grösseren Zahl von Nebenorganisationen.

1934 Oberlandesgerichtsrat Robert Figge nimmt nach eigenen Angaben in einer Fideikommissache in Oberösterreich an einer Waldbesichtigung teil (Entnazifizerungsakte Figge).

8.2.1934 In Celle wird das Landeserbhofgericht errichtet.

26.3.1934 Osterhirtenbrief von Bischof Galen weist den Rassenglauben zurück.

6.4.1934 Carl Röver, Gauleiter Weser - Ems schreibt an Reichskanzlei, dass sich Bischof Galen offen gegen den Willen der Reichsregierung auflehnt.

17.4.1934 Heinrich Prinz zu Schaumburg-Lippe lehnt Eintritt in NSDAP ab. 1934 Wolrad wird förderndes Mitglied der Allgemeinen SS (siehe Entnazifizierungsakte).

Mitgliedskarte NSDAP Heinrich Prinz zu Schaumburg-Lippe
trat nicht ein


20.4.1934: Aufgrund der wachsenden Spannung zwischen der NS-Führung und der SA ernennt Hermann Göring, Himmler zum Inspekteur der Gestapo.

26.4.1934 Göring veranlaßt die Verlegung des Gestapa in die Berliner Prinz-Albrecht-Straße.

27.4.1934 Dr. Koehler wird Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer 2.849.442).

20.5.1934: Göring verliert das Preußische Ministerium des Innern mit der Gestapo, da es in das Reichsministerium des Innern überführt wird.

11.6.1934 Gestapa = Reichsministerium des Innern ermittelt gegen Adolf. Einschaltung Ribbentropp und Botschaft Rom.

18.6.1934 Im Verfahren Fürstliches Haus Schaumburg-Lippe gegen Freistaat Schaumburg-Lippe 1 U 153/34 des 1. Zivilsenates des OLG Celle führt das Gericht aus: Richtig ist, dass dasjenige, was der Fürst aus Erträgnissen des Domanium für sich persönlich erwarb (Güter, Schlösser usw.) sein freies Eigentum (allod) wurde. Der Fürst konnte mit seinen Einkünften aus dem Domanium grundsätzlich machen, was er wollte (Blatt 308, NLA Bückeburg L 23 Nr. 258).

30.6. / 1.7.1934: Mit Unterstützung Himmlers und Heydrichs leitet Göring die Ermordung der politischen Gegner

3.7.1934 Tod von Heinrich Prinz der Niederlande in Den Haag. Laut Bericht der SS gehörten er und sein Adjutant Oberst Schmidt einer der EBDAR Logen an.

25.7.1934 Putschversuch der Nationalsozialisten in Österreich. Franz Josef Prinz zu Schaumburg- Lippe, Schwager Wolrads nimmt teil. Albrecht Prinz zu Schaumburg-Lippe,Vetter von Wolrads Ehefrau Bathildis, finanziert Kampfabschnitte und bietet sicheren Versammlungsort für Führerbesprechungen aller Art.

10.1934 - 10.10.1937 Kurt Freiherr von Plettenberg wird Referent, später Leiter der Haushaltsabteilung im Reichsforstamt (bei Göring, Reichsforstmeister).

Dezember 1934 Rubens, Peter Paul (Werkstatt); Bildnis des Erzherzogs Albrecht VII. von Österreich; 1615 (um); Inventarnummer 12418; Sammlung Karl und Magdalene Haberstock-Stiftung.

Und:

“Flämisch”. Südliche Landschaft ̧1601/1615; Inventarnummer 12578; Höhe: 37.5 cm Breite: 56.5 cm; Sammlung Karl und Magdalene Haberstock-Stiftung; werden im Dezember 1934 von der “Fürstlichen Hofhammer” an Karl Haberstock nebst 8 Gemälde verkauft.

28.2.1935 erstes Fideikommissauflösungsgesetz. März 1935 Auflösung EBDAR durch Gestapa. 29.3.1935 Erlass des Reichsumsiedlungsgesetzes

25.4.1935 Ausweislich der Dienstakten wurden auch die Richter des OLG Celle (z. Bsp. Richter Figge) gefragt, ob sie Mitglieder einer Freimaurerloge waren.

1935/1936 Im äußersten Nordwesten des Landkreises Celle liegt der gemeindefreie Bezirk Lohheide. Seine Entstehungsgeschichte beginnt in den Jahren 1935/36, als für die damalige deutsche Wehrmacht zwischen Bergen und Fallingbostel der Truppenübungsplatz Bergen angelegt wurde. Mit dem Erwerb der benötigten Flächen von rund 30.000 Hektar durch die Reichsumsiedlungsgesellschaft (RUGES) erfolgte zugleich auch die Auflösung von 24 Gemeinden. Im Landkreis Celle waren davon die Ortschaften Hörsten, Hoppenstedt, Hohne, Hasselhorst, Hohnerode, Manhorn, Lohe, Bredebeck und Gudehausen betroffen, deren Bewohner umgesiedelt wurden. Auch die Orte Becklingen, Wardböhmen, Bleckmar, Bergen, Belsen und Meißendorf mussten erhebliche Flächen an den Truppenübungsplatz abtreten. Die am Platzrand vorhandenen Bauernhöfe und anderen Gebäude fanden zur Unterbringung von Platzbediensteten Verwendung. Lange Zeit blieb unklar, in welcher Form die gemeindliche Verwaltung des Truppenübungsplatzes erfolgen sollte.

1935 Zollfahndungsstelle Hannover und Finanzamt ermitteln gegen Adolf wegen Devisenvergehen und Steuerhinterziehung.

27.5.1935 Dr. Karl Koehler, späterer Ministerialrat im RJM und Vicepräsident des Obersten Fideikommissgerichts in Berlin, Mitverfasser des Buches Koehler/Heinemann, Das Erlöschen der Familienfideikommisse, 1940, wird Mitglied beim NSV.

25.7.1935 Es werden neue Grundbuchblätter beim Grundbuchamt Bückeburg zu den Besitzungen in Steinbergen, Baum, Sandfurt und Harrl angelegt. Das Fürstliche Haus erscheint als Eigentümer. Eintragungsgrundlagen sind nicht vorhanden.

1935 Es werden bereits die ersten Untertageverlagerungen angelegt.

1.6.1935 Dr. Schwertfeger beantragt in Bückeburg beim Amtsgericht Registergericht Bückeburg die Löschung der Gesellschaft Steyerling GmbH, vermeintlich im Namen Adolfs. Diese Gesellschaft verwaltet das 9200 Hektar grosse Gut Adolfs in Österreich.

26.6.1935 Erlass des ersten Gesetzes zur Vereinheitlichung der Fideikommissauflösung

10.7.1935 Erlass II SB 6190/28 S des Reichs- und Preussischen Ministers des Innern gegen Logen und logenähnliche Organisationen.

1.8.1935 Wolrad wird offiziell Mitglied NSDAP.

20.8.1935 Valentin Graf Henckel von Donnersmarck (Berlin W, Budapesterstr. 15) verkauft in Berlin vor dem Amtsgericht Berlin Abt. 500 aufgrund vermeintlicher Generalvollmacht von Adolf vom 11 Juli 1921 zum Zwecke der Umsiedlung an die Reichsumsiedlungsgesellschaft m.b.H. nach Massgabe des Gesetzes über die Landbeschaffung für Zwecke der Wehrmacht vom 29. März 1935 und das Reichssiedlungsgesetzes vom 11. August 1919 seinen Grundbesitz: Güter Grabowhöfe (einschl. Nebengüter Louisenfeld und Sommerstorf) Baumgarten und Panschenhagen insgesamt: 2.400 Hektar. Mitverkauft: Zuckerrübenkontingente von insgesamt 35.000 Ztr. auf Grabowhöfe und Baumgarten bei der Zuckerfabrik in Malchin, ebenso Anteil bei der Molkereigesellschaft m.b.H. in Waren. Verkaufspreis bar 2.105.000 Reichsmark. Für das Geschäft wird Abgabefreiheit in Anspruch genommen, weil es gemäss der besonders zu überreichenden Bescheinigung des Leiters der Reichsstelle für Landbeschaffung vom 20. August 1935 zur Vermeidung der Enteignung auf Grund des Gesetzes über die Land- beschaffung für Zwecke der Wehrmacht vom 29. März geschlossen wird.

15.9.1935 Erlass der Nürnberger Rassengesetze. 4.10.1935 Gestapo und Gestapa ermitteln gegen EBDAR

25.10.1935 Abtransport Vries Skulpturen nach Berlin.

1936 Gut Louisenfeld. Reichsumsiedlung von Bauern aus der Lohheide/Niedersachsen nach Mecklenburg wegen Bau des Truppen- übungsplatzes Bergen und des KZ Bergen- Belsen.

26.3.1936 Adolf und Elisabeth, kinderlos, stürzen mit dem Flugzeug in México ab und sterben gleichzeitig. Artikel in: Die Schaumburg vom 30.3.1936 (Beileidtelegramm Adolf Hitler).

26.3.1936 Wolrad wird telegrafisch direkt von der Gesandtschaft in Mexiko durch Rudt von Collemberg informiert.

27.3.1936 Telegramm Adolf Hitler an Wolrad. Kondolenz.

1936 Schwertfeger tritt in die “Fürstliche Verwaltung” ein und lässt sich den 1936 nicht existenten Titel “Hofkammerrat” verleihen.

18.4.1936 Wolrad wird von Heinrich Manns als Pg.Wolrad, Fürst zu Schaumburg-Lippe, betitelt: das neue Oberhaupt des Hauses (Ausschnitt aus der “Die Schaumburg” vom 18 April 1936).

18.4.1936 Urkunde -Abänderung eines Ehe- und Erb-sowie Kindererziehungsvertrages- auf Vorableben des Mannes, geschlossen zwischen Adolf und Elisabeth Geschäftsnummer 21796, Notar J.Hellmaier, 14.12.1923, Notariat VII München wird dem Amtsgericht Bückeburg II im Original zugesandt. Im Protokoll des Notariats München VII verbleibt keine Urschrift oder Abschrift.

7.5.1936 Wolrad schreibt an Göring und bittet darum, sich Fürst nennen zu dürfen.

12.5.1936 Göring fordert den Bericht über den Absturz Adolfs an.

20.5.1936 Vermeintliches Schreiben von Valentin Graf Henckel von Donnersmarck (Testamentsvollstrecker) aus Bückeburg an Rechtsanwalt V. Stolz in München (vermeintlich, weil Henckel a) verhaftet war b) aus Dienst entlassen wurde und c) Unterschrift auf Schreiben mit Stempel, nicht handschriftlich erfolgte. Darin sagte er (vermeintlich), dass die in der Anlage verzeichneten Engagements auf den Namen des Fürsten Adolf lauten, während sie eigentlich dem Fürstlichen Hause zustehen. Engagements sind: Anteile Steyrling GmbH, Fürstl Bad Eilsen Betriebs GmbH, Bad Eilsen Kleinbahn G.m.b.H,, Mecklbg. Genossenschaftsbank; meckl. Landw. Haupt- genossenschaft Reiffeisen; Pommersch. Spiritus Verwertungsgenossenschaft; Molkereigenos- senschaft Lalendorf; Molkereigenossenschaft Güstrow; Zuckerfabrik Rostock; Zuckerfabrik Malchin; Molkereigenossenschaft Wittstock; Fürstliche Dampfmühle Bückeburg; Grundbuch Eintragungen; Vietgest, Nienhagen mit Hütte und Schwiggerow, Boldebuck mit Mühlengeez, Gülzow, Wilhelminenhof mit Parum; Reinshagen, Krümmel mit Muggendorf; Mühle Reinshagen; Gut Osterrade mit Bovenau und Wakendorf in Holstein; Forst Reinsdorf in
Preussen; Hof Nr. 3 Kleinenbremen in Preussen; Herrschaft Steyrling in Oberösterreich, Palais Schaumburg in Bonn; Schloss Schaumburg in der Grafschaft Schaumburg.

27.5.1936 Staatssekretär bei Göring verweist an den Reichs- und Preussischen Minister des Innern Wilhelm Frick, der mit der Angelegenheit schon befasst sei und sendet Abschrift an Reichsaussenminister von Neurath.

14.6.1936 Wolrad schreibt in der Fürstenfrage an Staatsrat Neumann (später Teilnehmer an der Wannsee-Konferenz).



15.7.1936 Friedrich Christian denunziert EBDAR bei Gestapo und diese ermittelt.

30.7.1936: Wolrad lässt vom unzuständigen AG Bückeburg bescheinigen, dass aufgrund Hausgesetz vom 8.12.1923 der persönliche Grundbesitz Adolfs dem Haus gehört und lässt im Grundbuch in Österreich sämtliche Grundstücke Adolfs auf das Haus umschreiben. Keinerlei Zustimmung der Erben eingeholt oder erteilt.

30.7.1936 Bormann empfiehlt Stephan an Ribbentropp.

5.8.1936 Das Gut in Österreich wird aufgrund der Bescheinigung des AG Bückeburg vom 30.7.1936 auf das Fürstliche Haus umgeschrieben.

18.8.1936: Hofkammer schreibt an Wolrad, Heinrich, Friedrich Christian, Herring- Frankensdorf und Vertreter von Stephan, dass zwecks Beleg dafür, dass das Fürstliche Haus Inhaber der Fürstlichen Dampfmühle ist, die Erben des Adolf eine Erklärung dahingehend abgeben müssen, dass die Fürstliche Dampfmühle Bestandteil des Hausgutes ist und nicht zum Privatvermögen des Adolf gehört hatte. So verlangt es das AG Bückeburg (Handelsregister). Erben geben Erklärung nicht ab.

21.8.1936 Bormann empfiehlt, Stephan zu befördern (Brief an Hess).

1.9.1936 Wolrad stellt Rückdatierungsantrag für Aufnahme in NSDAP.

2.9.1936 Runderlass des Reichs- und Preussischen Ministeriums des Innern vom 2. September 1936 - II-SB 6190/4008 (RMBl. S. 1186), Himmler. (Freimaurer).

19.9.1936 Wolrad (Fürst), Bathildis (Fürstin), Albrecht (Prinz), Herr von Poosch, Frau Brückl und Schlossinspektor Rohrssen führen in Steyrling eine Verlosung des “Nachlasses” Adolfs durch. Nicht einer der Miterben (bis auf Wolrad) ist zugegen. Im Protokoll heisst es, dass die Lose durch Herrn von Poosch gezogen werden und Wolrad, Bathildis, Albrecht und die übrigen bescheinigen die Richtigkeit. Der Nachlass Adolfs ist äusserst bescheiden (nur kleinere persönliche Sachen). Vom Gut selbst oder von anderen Vermögenspositionen ist nicht die Rede.

14.10.1936 Friedrich Christian bei Standarte Feldherrnhalle (Obersturmbannführer) Standartenführer.

7.12.1936 Hess befürwortet Wolrads Rückdatierung, Martin Bormann befürwortet die Beförderung von Stephan zum Gesandtschaftsrat I. Klasse. Runderlass des Reichs- und Preussischen Ministeriums des Innern vom 7. Dezember 1936 - II-SB 6190/4785. Dort wird die Loge EBDAR, der Heinrich angehört aufgeführt. Sie gilt als verbotene freimaurerlogenähnliche Organisation.

1937 Wolrad bekleidet das Amt eines Sturmführers der SA (Reiterstandarte der SA 65-Detmold).

1.1.1937 Gesamtübersicht des Reichsjustizministeriums über die am 1 Januar 1937 noch vorhandenen Hausgüter und Hausvermögen, Fideikommisse, Stammgüter, Lehen und sonstigen gebundenen Vermögen im Sinne des Art. 59 EGBGB (Bundesarchiv Bestand R 3001, 10191, 3. Fk 37, 2/37, Blatt 65 (62) belegt, dass es weder in Schaumburg-Lippe noch Oldenburg Hausgüter, oder Fideikommisse oder gebundeneVermögen gab.

27.1.1937 Das unzuständige Nachlassgericht Bückeburg stellt Erbschein nach Adolf Fürst zu Schaumburg-Lippe aus. Text: Adolf wird von seinen 4 Geschwistern zu je 1/5 und von Neffe und Nichte zu je 1/10 beerbt.

30.1.1937 Friedrich Christian gehört der Obersten SA Führung an.

1.2.1937 Gestapa ermittelt gegen EBDAR

7.2.1937 Satzung der Stiftung des Reichsministeriums des Inneren “Biologisches Krankenhaus” wird geändert.

24.3.1937 Brief Wolrads an Landespräsident Dreier . Er nennt sich “Nationalsozialist meiner Sippe”: Anfechtung Domanialteilungsvertrag, Korrespondenz mit Göring, Hess, Meissner, Alfred Meyer, wobei auch Bormann genannt wird

22.4.1937 Stapo ermittelt gegen EBDAR 1.5.1937 Wolrad Schwertfeger tritt in die
NSDAP ein. 7.5.1937 Stapo ermittelt gegen EBDAR 11.5.1937 Stapo ermittelt gegen EBDAR

15.6.1937. Wilhelm Rohrssen, Schlossverwalter in Bückeburg geht zu Goebbels nach Berlin als Hausintendent.

11.8.1937 Rechtspfleger Freitag vom Amtsgericht Bückeburg vermerkt auf der Rückseite des Erbscheins nach Adolf: “Vermögen nicht vorhanden Kostenberechnung 1 RM, Datum: 11.2.1936” (Schreibfehler da vor AdolfsTod).

23.8.1937 Wolrad erteilt Vollmacht als “Oberhaupt” des Fürstlichen Hauses an Schwertfeger gemäss Par. 14 des Hausgesetzes über das Hausgut des Fürstlichen Hauses Schaumburg-Lippe (AG Bückeburg).

8.9.1937 Gestapo und Gestapa ermitteln gegen EBDAR.

10.1937 Kurt Freiherr von Plettenberg wird von Göring zum Oberlandforstmeister befördert und tritt in die Dienste Wolrads ein. Er zieht von Berlin nach Bückeburg.

10.11.1937 Vermerk des Staatsekretärs bei Göring in Akte Wolrads wegen Titelfrage: Referent im Reichsinnenministerium hat zu dem Gesetzesentwurf noch nicht Stellung genommen.

19.11.1937 Gestapo ermittelt gegen EBDAR 3.12.1937 Gestapo und Gestapa ermitteln
gegen EBDAR

14.12.1937 Gestapo und Gestapa ermitteln gegen EBDAR

24.2.1938 Gnadenerlass Bouhler hinsichtlich Mitgliedschaft Stephan in EBDAR.

13.4.1938 Der Sicherheitsdienst des Reichsführers SS in Berlin lässt einen Bericht über die EBDAR anfertigen. EBDAR ist als gefährlicher Gegner anzusehen.

14.4.1938 Unter VI Nr. 27/38 erteilt das AG Bückeburg II ein Testamentsvollstreckerzeugnis

Testament bis heute verschwunden-

Akteneinsicht wird verwehrt.


Freitag, 8. Juli 2016

Interview in der Jüdischen Rundschau (Alexander zu Schaumburg-Lippe)

Alexander zu Schaumburg-Lippe in der Jüdischen Rundschau

Ich begrüsse dieses Interview, das inhaltlich anspruchsvoll ist und es verdient, kommentiert zu werden.

Herausgeber der in Berlin im Jahr 2014 gegründeten Jüdischen Rundschau ist Dr. Rafael Korenzecher (googeln lohnt sich; ich werde den dumpfen Eindruck nicht los, dass es sich nicht um eine Zeitung, sondern um ein blog handelt). 

wirtschaftlicher background

Mich wundert auch sehr, dass kein Redakteur unterschrieb. 

Und mich wundert sehr, dass Alexander, dem sämtliche Zeitungen und Zeitschriften zur Verfügung stehen, um statements abzugeben, auf dieses Format zurückgreift.

Wie dem auch sei, kursiert dieses Interview im internet. 

Folgende Aussagen aus diesem Interview erscheinen mir von Interesse:

1.

Frage: "Sie sind der Chef des Hauses Schaumburg-Lippe. Was bedeutet es für Sie, dem deutschen Hochadel anzugehören?
Antwort: Als Chef meines Hauses habe ich die Aufgabe, meine Familie zu repräsentieren und Schaden von ihr abzuwenden. Was die Aristokratie angeht, ist es ja so, dass wir inzwischen keine politische Funktion und keinen besonderen rechtlichen Status mehr haben. Das ist politisch in Ordnung, macht aber die Traditionspflege ziemlich schwierig, weil die Traditionen vom Recht nicht mehr geschützt werden. Es kann also eigentlich jeder kommen und sie vandalisieren. Die Rechtsmittel dagegen sind sehr begrenzt".
Mein Kommentar: 
Der Satz "Als Chef meines Hauses habe ich die Aufgabe, meine Familie zu repräsentieren und Schaden von ihr abzuwenden" ist für mich vollkommen unverständlich. Welches Verständnis von Familie wird hier zugrunde gelegt ? Ein Chef repräsentiert eine Familie ? Wer gehört zur Familie, zu welchem Familienverband ? Wie verträgt sich dieses Verständnis mit der Gleichheit von Mann und Frau ? Wie kann ein Mitglied einer Familie die Repräsentanz übernehmen ? Für wen ? Welcher Schaden der Familie soll abgewendet werden ?
Der Satz verdient analysiert zu werden, um erkennen zu können, welche Denkweise dahinter steckt. 
2.
Frage: "In fast allen Familien gibt es schwarze Schafe. Würden Sie mir recht geben, wenn ich sage, in der Ihrigen war das Friedrich Christian Prinz zu Schaumburg-Lippe?
Ganz eindeutig! Der Mann war ein problematischer Fall. Es ist natürlich unvermeidbar, dass eine solche Gestalt auch auf das Image des Hauses ausstrahlt. Außerdem muss ich sagen, dass es auch andere Brüder meines Großvaters gegeben hat, die sich in einem gewissen Umfang auf die Nazis eingelassen haben. Auch meinem Großvater wurde dies nachgesagt, aber nach meinem besten Wissen trifft es auf ihn nicht in diesem Umfang zu".

Mein Kommentar: Die Herangehensweise an die Thematik der Verstrickungen mit dem Nationalsozialismus ist korrekt. Auch ich glaube, dass Friedrich Christian eine aktive Schlüsselfigur war. Seine Motivation sollte erforscht werden. Leider wird dies dadurch erschwert, dass ein Zugang zum Familienarchiv verwehrt wird. Aufarbeitung setzt Offenlegung voraus.

Wolrad war auch problematisch. 


aus der Beilage vom Hannoverschen Kurier vom 24.8.1933: 
Wenn unseres Führers Wille und Graf Wilhelm ́s Geist sich vereinen, wird das neue Deutschland eine höchst unerschütterliche Unterstützung gefunden haben.” 
Das Vorwort zum Artikel lautete:
“Denn ich sehe aus der Pflege des Volkstumes, das echt in der Landschaft wurzelt, die grössere Liebe zu unserem Führer und Volkskanzler Adolf Hitler und der Nation erwachsen. Unterschrift: Dr. Alfred Meyer.” 

Am 24 August 1933, Tag der Publikation dieser Hymne auf Hitler durch Wolrad  lebte noch Adolf Fürst zu Schaumburg-Lippe.

Wolrad war nach eigenem Verständnis einer mehr unter den Brüdern, dennoch versuchte er sich zu profilieren, warum ? Friedrich Christian, sein jüngster Bruder war seit dem 1. April 1933 Goebbels Adjutant, Friedrich Christian hatte am 10. Mai in Berlin die „Feuerrede“ zur  Bücherverbrennung gehalten.

Hatten Sie als junger Mensch Gelegenheit jenen Bruder Ihres Großvaters, Friedrich Christian, etwa zur Schoah zu befragen?
Er ist ja Anfang der achtziger Jahre gestorben, da war ich bereits ein denkender, auch politisch denkender Mensch. Ich habe mich hin und wieder mit ihm in schriftlicher Form auseinandergesetzt. Allerdings nicht über die Schoah, von der er angeblich glaubte, sein direkter Vorgesetzter Goebbels habe nichts davon gewusst, weil ein „guter Propagandaminister“ glauben müsse, was er sagt. Ich frage mich heute noch, ob er diese absurde Behauptung selbst für wahr gehalten hat. Er war in seinen Nachkriegsbüchern ein Apologet Hitlers, den er gut kannte und den er als vergeistigt und kultiviert darstellte. Es ist alles ziemlich abstoßend, vor allem, wenn er seinem Hang zur esoterischen Deutung nachgibt. Da grüßt ihn der tote „Führer“ zum Beispiel noch durch „überzufällige“ Zeichen aus dem Jenseits, nur weil beim Besuch des Obersalzbergs sein angebliches Lieblingslied im Radio läuft. Wirklich unerträglich, widerlich, frei von Hinterfragung, getränkt mit selbstgerechter, unkritischer Nibelungentreue. Wir hatten relativ wenig Kontakt und mein Vater, der ein streng konservativer christlicher Antifaschist gewesen ist und die Nazis wie die Pest hasste, war mit ihm heillos zerstritten. Er konnte ihn schlichtweg nicht ertragen".
Kommentar: Ich bin zwei Jahre älter als Alexander und habe Friedrich Christian persönlich erlebt, auch habe ich viele Briefe von ihm. Ich stimme weitgehend zu, er war realitätsfern und völlig verblendet. Bis in das weit fortgeschrittene Alter war er felsenfest von seinen Ideen überzeugt. Er war bis zum Schluss davon überzeugt Fürst zu Schaumburg-Lippe zu sein, weil er als minderjähriges Kind 1918 nicht abgedankt hatte und sein Bruder Adolf für ihn nicht hätte abdanken können. 

Hinter diesen Gedanken stecken nach meiner Meinung Komplexe die einen tiefliegenden Grund haben, den ich bereits mehrfach angesprochen habe. Friedrich Christian war nicht leiblicher Sohn von Georg. Er litt in der Familie unter einer fehlenden Anerkennung. Ausgleich suchte er ausserhalb der Familie. Er fand die Anerkennung in der Politik, bei den Nationalsozialisten. Einigen seiner Brüder zahlte er es heim. Er denunzierte Adolf und Heinrich. Nach dem Krieg suchte er wieder den Anschluss, aber weniger auf persönlicher, familiärer Ebene. Er suchte  Integration in einer seit langem nicht mehr existierenden monarchischen Struktur, in seinem Fall ein Familienersatz, so weit gehend, dass er die Rolle eines regierenden Fürsten beanspruchte. Die Suche nach dem Vater. 



Der Zwist mit dem Vater von Alexander hatte aber auch einen materiellen Hintergrund, es ging um erbrechtliche Ansprüche nach dem Testament von Georg und um Abfindungen, bis zum Schluss. 
"Ich sehe mich als Chef meines Hauses heute in der Pflicht, mit dieser historischen Verantwortung umzugehen, sie anzuerkennen und mich dementsprechend zu verhalten. Dies ist sicherlich einer der Gründe, weshalb ich für Israel tätig bin". 
Kommentar: Wenn dem so ist, so bitte ich öffentlich erneut um Öffnung des Familienarchivs. Geschieht dies nicht, dann muss ich davon ausgehen, dass dieser Satz leider eine hohle Floskel ist. 
Im Museo Lazaro Galdiano von Madrid
Kommentare können hier gepostet werden.


Dienstag, 5. Juli 2016

Kulturnachrichten: Im Oktober Lesungen in Göttingen und Braunschweig

Lesung aus dem Tagebuch  in Braunschweig:

Datum 6. Oktober 2016 um 19 Uhr

Institut für Braunschweigische Regionalgeschichte an der TU Braunschweig
Fallersleber-Tor-Wall 23 | 38100 Braunschweig

http://www.bs-heimat.de/termine/biegel-termine.pdf


Bei der Gelegenheit ein Hinweis: das Interesse an den Vier Prinzen Büchern steigt auch in Bückeburg.





erhältlich bei


ISBN-13: 978-8460985235 

ISBN-13: 978-8461554508 ISBN 978-3-932313-90-5


Estancia San Ramón Argentinien OMGUS, Bremen und die deutsche Sprache

Ausweislich einer argentinischen Landvermessungsakte  kaufte eine Tochtergesellschaft der Dresdner Bank in Bremen, Banco Germánico de la America del Sud Sociedad Anonima, für die Fürstliche Hofkammer in Bückeburg die Estancia San Ramón in Rio Negro Argentinien mit einer Grösse von 29.000 hektar, am 30 Oktober 1909. Verkäuferin war die Gesellschaft Compañia Comercial y Ganadera Chile y Argentina.  Der Kauf wurde vor dem Urkundsbeamten Manuel Pasel am 21 März 1910 ratifiziert. (Quelle Verfahren Nummer 45.283-1951; Gerichtsverfahren Nummer 1716-Fº 172 Año 1948, Landvermessungsakte).

In den Jahren 1909 und 1910 hatte die Fürstliche Hofkammer Behördeneigenschaft.

1911 Hofkammer ist Behörde

Hofkammer ist nicht mehr Behörde
Die Intervention der argentinischen Bank, die eventuell treuhänderisch handelte, erklärt sich vielleicht damit, dass das Fürstentum Schaumburg-Lippe ein ausländischer Staat war und eine Investition in Argentinien Beschränkungen unterlag, weil die Souveränität Argentiniens bei derartigem Landerwerb verletzt werden würde.

1909 war das Fürstentum Schaumburg Lippe ein Staat.

Friedrich Adolf Achelis und Richard Hube waren Gesellschafter der verkaufenden Gesellschaft.
Friedrich Adolf Achelis  arbeitete von 1894 bis 1898 bei der  Dresdner Bank  in Bremen und  Berlin, 1899 gründete er in Puerto Montt, Chile, Hube & Achelis, mit Filialen in Argentinien, und verkaufte das Geschäft  1905 an Compañia Comercial y Ganadera Chile Argentina S.A.

1914 kehrte Achelis nach Bremen zurück.

Wahrscheinlich ist, dass der Kauf von einer natürlichen Person vorgenommen wurde, nämlich von Georg Fürst zu Schaumburg-Lippe, der in seinem Testament verfügt, dass seine nicht zum fideikommissarischen Hausgute gehörigen Besitzungen in Südamerika seinem Sohn Adolf zukommen sollten. Darunter fiele Estancia San Ramón in Argentinien.

Estancia San Ramón kann auch nicht Fideikommis nach 1911 geworden sein, denn ein Fürstentum hat keine Gesetzgebungsmacht bis in einen anderen Kontinent hinein.





Hier die Eintragungen im argentinischen Grundbuch (Beginn dieser Eintragungen 1925, Voreintragungen sind noch nicht ermittelt worden):




Am 30 Dezember 1925 verkaufte die "Fürstliche Hofkammer" die ihre Rechtspersönlichkeit per Gesetz spätestens 1923  verloren hatte, das Anwesen an eine Treuhandgesellschaft die in dem spanischen Text  als Sociedad Anónima Treuhand de Administración y Mandatos bezeichnet wird (Rückübersetzung ins Deutsche wäre Treuhand für Verwaltung und Mandate AG).



Fürstliche Hofkammer verkauft an Treuhand am 30 Dezember  1925
Die Estancia San Ramón wurde an eine Treuhand AG am 30 Dezember 1925 verkauft.

Das kann mehrere Gründe haben.

Üblicherweise werden derartige Konstrukte verwendet, um die Eigentumsverhältnisse nicht offenzulegen.

Ein Verkauf am 30. Dezember 1925 kann auch wegen der drohenden Fürstenenteignung stattgefunden haben.

Es kann auch geschehen sein, weil es einen Finanzbedarf gab. 1928 verhandelte Adolf mit seinen Brüdern wegen Abfindungen aus dem Testament Georgs. Er könnte Finanzbedarf gehabt haben, um die Brüder auszuzahlen.






Am 24 Februar 1928 wurde estancia San Ramón von der  Treuhand an die Aktiengesellschaft Sociedad Anónima de Industrias Rurales en el Río Negro (vertreten durch Christel Lahusen) verkauft, Urkunde vom 14 Februar 1928, Urkundsbeamter Alberto Hoeffner. Christel Lahusen starb am 25 März 1939, es heisst durch Herzinfarkt bei einer Besprechung in Banco Germanico del Sud in Buenos Aires. Gemäss Bericht der Deutsch-Argentinischen Handelskammer gehörte er dem Vorstand der Kammer an,  es heisst: Lahusen Christel Vocal Lahusen y Cía. Sedalana (Seide Wolle).

Wenn Industrias Rurales en el Rio Negro S.A. der Familie Lahusen gehörte, dann war Familie Lahusen seit 1928  mittelbar Eigentümerin der Estancia San Ramón. Familie Lahusen in Bremen besass Wollspinnereien. Estancia San Ramón galt als Schafzuchtunternehmen.

Nach 1945 ermittelte OMGUS  nach sogenannten external assets von Deutschen.

Anlässlich der Untersuchung zu den external Assets (external Assets Investigations OMGUS) wurden die Familienmitglieder Lahusen explizit gefragt, ob sie etwas über die Sociedad Anónima de Industrias Rurales en el Rio Negro in Argentinien wüssten.

Alle erklärten nichts über diese Gesellschaft zu wissen, dabei ist belegt, dass diese Gesellschaft, die von Christel Lahusen vertreten wurde, die estancia 1928 gekauft hatte. Familie Lahusen hatte im Jahr 1948 assets in Argentinien (estancia San Ramón), mindestens bis 1968, da der Grundbuchauszug (siehe oben) von 1968 datiert. Sie waren Deutsche.

Die OMGUS-Verhöre fanden 1946 in Bremen statt. 

Wurden die Besitzverhältnisse über die estancia San Ramón verschleiert oder unterschlagen  ?

Vieles spricht dafür.

In allen Erklärungen der Familienmitglieder sagen diese,  nichts oder sehr wenig über die Gesellschaft oder die Inhaberschaft der Aktien zu wissen.

Beispiel:

Erklärung, 

Ich der unterzeichnete Dr. iuris Dietrich Duncan Lahusen, Rechtsanwalt und Notar in Bremen erkläre .... ich bin absolut überzeugt, dass diese Tochtergesellschaft nicht etwa dazu dient deutsche Vermögenswerte zu verschleiern   

Fakt ist aber dass 1946 die Gesellschaft Eigentümerin der Estancia ist (siehe Grundbuchauszüge oben).

Niemand von den Befragten gibt an, dass  Industrias Rurales en el Río Negro  Eigentümerin der Estancia San Ramón mit 29.000 Hektar war.





"über diese Firma ist mir nichts bekannt"




Allzuverständlich, dass man nichts zu wissen vorgibt.

Die Erklärung hier:




Es fehlen noch immer Untersuchungen zur Zeit ab 1909. 

Wie erwarb Georg Fürst zu Schaumburg-lippe die estancia ?