Samstag, 27. November 2021

Schwierige Recherche Gemälde (Was bedeutet "zugeschrieben" ?)


2022 restauriert 


"zugeschrieben" bedeutet:  Das Auktionshaus erachtet es als wahrscheinlich, dass es ein Originalwerk des Künstlers ist, ohne dies jedoch garantieren zu können.



Friedrich Wilhelm III  von Preußen (als Kronprinz)


Position 1215 des Kataloges von Lempertz aus dem Jahr 1929. Ein fürstlicher Herr ?

Der fürstliche Herr: Kronprinz Friedrich Wilhelm, späterer König Friedrich Wilhelm III von Preussen

Wer malte das obige Ölportrait des Kronprinzen Friedrich Wilhelm (später) III von Preussen ?

Sieht dem Pastell sehr ähnlich das zur Konkursmasse von Viktoria von Preussen, Inventar des Palais Schaumburg in Bonn gehört hat.

Ist es eine Kopie des Pastells ?


Das Pastell wird jetzt Schröder  zugeschrieben. Es hängt jetzt in Schloss Paretz (Ketzin, bei Potsdam)

Versteigert wurde es 2018 bei Lempertz

Kein fürstlicher Herr von einem Deutschen Meister.

"Zwei überlieferte Bildnisse des Kronprinzen (eines in Huis Doorn, das andere verschollen, op. cit. S. 39/40, bzw. S. 16) sind um 1790/91 datiert, was anhand der Frisur des Dargestellten festgemacht werden kann. Auf beiden trägt der Prinz noch die Haartracht des Ancien Régime, während er spätestens ab 1793 die Haare, wie auf unserem Bildnis, schlicht herabhängen ließ. Belegt wird dies durch eine in diesem Jahr entstandene Zeichnung von Johann Friedrich Tielker (op. cit. S. 40). Andererseits ist Friedrich Wilhelm nicht als König darstellt, so dass unser Bildnis vor 1797 entstanden sein muss.

Lempertz

Johann Heinrich Schröder, zugeschrieben

Porträt Kronprinz Friedrich Wilhelm III. von Preußen

Pastell auf Pappe. 69,5 x 55 cm.
gerahmt.

Der Maler Johann Heinrich Schröder war ein begabter Maler von Porträts in Pastellkreide. Seit 1785 war der Schüler von Johann Heinrich Tischbein überwiegend von Braunschweig aus an den norddeutschen Höfen, in den Niederlanden und in England als Porträtmaler tätig. In Berlin ist er von 1789 bis 1792 und - mit Unterbrechungen von 1796 bis 1806 nachweisbar.

Die allermeisten Werke von Schroeder sind nicht signiert, so auch dieses Bildnis des Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen, das ihm zugeschrieben werden kann.

Anlässlich der Verlobung des Prinzen Friedrich Wilhelm mit Luise von Mecklenburg Strelitz malte Schröder ein Bildnis des Kronprinzen, das heute mit keinem bestimmten Werk des Künstlers zu identifizieren ist. 

Zwei überlieferte Bildnisse des Kronprinzen (eines in Huis Doorn, das andere verschollen, op. cit. S. 39/40, bzw. S. 16) sind um 1790/91 datiert, was anhand der Frisur des Dargestellten festgemacht werden kann

Auf beiden trägt der Prinz noch die Haartracht des Ancien Régime, während er spätestens ab 1793 die Haare, wie auf unserem Bildnis, schlicht herabhängen ließ. Belegt wird dies durch eine in diesem Jahr entstandene Zeichnung von Johann Friedrich Tielker (op. cit. S. 40). 

Andererseits ist Friedrich Wilhelm nicht als König darstellt, so dass unser Bildnis vor 1797 entstanden sein muss.

Charakteristisch für Schröder sind bei diesem Porträt die Qualität der stofflichen Wiedergabe, die spontane Wendung des Kopfes, der angedeutete Landschaftsausschnitt und die sichere Führung der Kreidestifte insbesondere bei den Gesichtszügen des Prinzen. All diese Eigenschaften kennzeichnen auch das frühere Porträt in Huis Doorn.

Von Schröder sind insgesamt fünf Porträts der Prinzessin - und späteren Königin - Luise überliefert, während vom Kronprinzen bislang nur die erwähnten frühen Bildnisse bekannt waren.

Dennoch:

"zugeschrieben" bedeutet:  Das Auktionshaus erachtet es als wahrscheinlich, dass es ein Originalwerk des Künstlers ist, ohne dies jedoch garantieren zu können.

Bei einem Schriftwechsel mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Abteilung Schlösser und Sammlungen 


wurde zu dem hier vorgestellten Ölbild ausgeführt dass es wohl eine Kopie des Pastells von Schröder sei:


Johann Heinrich Schröder (1757-1812)

Brustbild König Friedrich Wilhelms III. von Preußen. Um 1805

Pastell auf Pappe, 69,5 x 55 cm

Im originalen vergoldeten Rahmen mit ovalem Ausschnitt

Rückseitig Aufkleber des Kaiser-Friedrich-Palais Berlin (Zimmer No. 244 / Lfde. No. 89)

 

Erworben bei Auktion Lempertz Berlin, 21.4.2018, Los 164

 

Das Pastellbildnis stammt aus dem Roten Eckzimmer des Königlichen Palais Unter den Linden in Berlin, dem späteren Palais Kaiser Friedrichs III. (Kronprinzenpalais). 


In den Inventaren des Palais ist das Porträt als Werk von Johann Heinrich Schröder eingetragen (Inv. 1823, Raum 78, Nr. 4; Inv. 1836, Raum 78, Nr. 5). 


Unter diesem Namen ist es auch in den Berlin-Führern von Johann Friedrich Daniel Rumpf (1823, Band 1, S. 394) und Max Schasler (1856, S. 255, Nr. 261) aufgeführt. 


Man erkennt es ziemlich gut auf den um 1840 entstandenen Innenraumaquarellen von Friedrich Wilhelm Klose (Exemplare u.a. SPSG und Hessische Hausstiftung). Später gehörte es Prinzessin Victoria von Preußen, verw. Prinzessin von Schaumburg-Lippe, gesch. Zoubkoff, einer Tochter Friedrichs III. und Schwester Wilhelms II. 


Nach ihrem Tod 1929 wurde es durch das Auktionshaus Lempertz mit dem gesamten Inventar des Bonner Palais Schaumburg versteigert (Los 1215).


Das lebensgroße Brustbild entspricht dem überlieferten Erscheinungsbild des Königs in der Zeit kurz nach 1800. Den im Bild nur als Andeutung wahrnehmbaren friderizianischen Zopf ließ sich Friedrich Wilhelm III. im Frühjahr 1807 im Königsberger Exil abschneiden.


Schröder hat nur wenige Pastelle in so großem Format geschaffen. Einige lebensgroße Brustbilder führte er in seinen späten Jahren als Ölgemälde aus. Der aus Meiningen gebürtige und dort auch gestorbene Künstler war einer der besten deutschen Pastellmaler seiner Zeit. Schröders Wirkungskreis reichte von London bis nach Baden. Hauptorte seines Schaffens waren Hannover, Braunschweig und nicht zuletzt Berlin.

 

Nicht erwähnt in: Johann Heinrich Schröder (1757-1812). Preußische Porträts, hrsg. v. Verein Historisches Paretz e.V. / Stiftung Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci, Ausstellung, Paretz, 1994, Paretz 1994



Meine Bemerkungen hierzu:


Zu den Ausführungen  "Unter diesem Namen ist es auch in den Berlin-Führern von Johann Friedrich Daniel Rumpf (1823, Band 1, S. 394) geführt. Die Seite aus dem zitierten Werk erwähnt kein Pastell sondern ein Bild des Königs Friedrich Wilhelm III. 


In der genannten Quelle heisst es weder es sei ein Pastell noch das Bildnis des Kronprinzen.


Rumpf, Seite 394


Zu den Ausführungen "Man erkennt es ziemlich gut auf den um 1840 entstandenen Innenraumaquarellen von Friedrich Wilhelm Klose (Exemplare u.a. SPSG und Hessische Hausstiftung)."

habe ich bislang nur dieses Aquarell gefunden auf dem ein Bildnis der Königin Luise erkennbar ist:


Aufgefallen ist mir eine Postkarte des Arbeitszimmers des Königs Friedrich Wilhelm IV (um 1922) auf der ein Bildnis des Kronprinzen Friedrich Wilhelm (später König Friedrich Wilhelm III) erkennbar ist. Daneben ein Bildnis Luises.

Die Rahmen sind nicht oval und entsprechen in etwa dem Rahmen des hier vorgestellten Ölbildns. Es sind auf dem Bild des Kronprinzen 7 und nicht 8 Knöpfe erkennbar wie auf dem Schröder zugeschriebenen Pastell.

Arbeitszimmer des Königs Friedrich Wilhelm IV um 1922, Schloss Paretz
es handelt sich nicht um das Schröder zugeschriebene Pastell

Mir ist nicht klar, ob es sich bei dem hier vorgestellten Ölbild um eine Kopie des Pastells handelt. Vielleicht ist es eine erste Fassung von Schröder und das Pastell ist ein verbessertes Portrait des gleichen Motivs.  Schröder malte auch Portraits als Ölbilder.

Doch das Pastell wurde 1928 Schröder nicht einmal zugeschrieben und der Dargestellte soll ein fürstlicher Herr gewesen sein.

Am einfachsten wäre es die Datierung der Pappe des Pastellbildes zu untersuchen was ohne grossen Aufwand vorgenommen werden kann. Dann wäre festzustellen ob das Pastellbild zu Lebzeiten Schröders erstellt wurde (Todesdatum 1812). Ein ähnliches Verfahren sollte mit dem hier vorgestellten Ölbild vorgenommen werden.


Im Werksverseichnis von Maie Luise Spangenberg erscheint kein Portrait mit den Angaben:







Sonntag, 7. November 2021

Interessanter Aufkleber und Zeitfenster






Die Originale sollen seit 1945 verschollen sein.

Rückseitig ein urkundlicher Nachweis der Provenienz.

Vermögensloser Fürst Adolf.

Vermögensverhältnisse unklar, Zitat Gestapo.

Würde sagen ziemlich klar.

Lostart1

Lostart2

Ich ordne die Aufkleber in folgenden Sachverhalt ein:

Offensichtlich wurden sie 1935 erstellt, da die farbigen Ablichtungen der Originale frühestens in dem Jahr entstanden sein müssen denn es gab erstmals 1935 die Farbtechnik. Ausserdem berichten die Aufkleber von einem lebenden Adolf Fürst zu Schaumburg-Lippe (im Besitz von). Fürst Adolf  verstarb am 26.3.1936. Somit wurden die Reproduktionen zwischen 1935 und März 1936 erstellt und mit der Klarstellung versehen, dass die Gemälde sich in seinem Besitz befinden. Wieso diese klarstellung ? Die Klarstellung passt haargenau zu den Pfändungsvorgängen der Dresdner Bank.

Zur Erinnerung:


STIFTUNG PREUSSISCHER KULTURBESITZ GEMÄLDEGEALERIEN BERLIN

Zum Vorgang Vries Skulpturen gehört auch die damalige gleichzeitige Verbringung (Wegnahme) von zwei Gemälden von Ziesenis (Portraits des Grafen Wilhelm zu Schaumburg Lippe und Ehefrau). In Schloss Bückeburg verblieben Kopien, die Originale wanderten nach Berlin. Die Stiftung Preussischer Kulturbesitz stellt sich bei lostart als Sucherin ein und beschreibt die Provenienz wie folgt: Objektklasse Museum

Künstler Ziesenis, Johann Georg

Geburtsdatum 1716

Geburtsort Kopenhagen

Todesdatum 04.03.1776

Todesort Hannover

Erwähnungsort Frankfurt (Main); Mannheim; Zweibrücken; Braunschweig; Den Haag

Titel Bildnis des Grafen Wilhelm Friedrich Ernst zu Schaumburg-Lippe

Objektart Malerei

Abmessungen Höhe: 153,00 cm Breite: 126,00 cm

Material / Technik Leinwand /

Inventarnummer 2102

Beschreibung Tafelmalerei: Bild:

Provenienz (frühere) Verwaltung: Berlin; (öffentliche) Sammlung; Staatliche Museen; Gemäldegalerie; Inv. Nr. 2102; Zugangsart: Überweisug; Zugangsdatum: 1936; Auslagerungsort: Berlin; Friedrichshain; Flakturm Friedrichshain; Besitzzeit: bis 1945; Zugangsart: Auslagerung; Zugangsdatum: 1941/1942; Vorbesitzer: (private) Sammlung: Dresdner Bank; Besitzzeit: bis 1936; Zugangsart: Pfändung. Ehemaliges Pfandgut der Dresdner Bank, welches 1936 vom Ministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung der Berliner Galerie übergeben wurde. [Ministerielle Überweisung

Verlustgeschichte Berlin (Flakturm Friedrichshain) 1945

Verlustgeschichte Leiturm des Flakbunkers; Friedrichshain

Titel Bildnis der Gräfin Maria Barbara Eleonore von Lippe-Biesterfeld vor dem Jagdschloß Baum bei Bückeburg

Objektart Malerei

Abmessungen Höhe: 153,00 cm Breite: 126,00 cm

Material / Technik Leinwand /

Inventarnummer 2103

Beschreibung Tafelmalerei: Bild: Jagdsitz, Jagdhütte, Jagdschloß; rendez-vous de chasse;

Provenienz (frühere) Verwaltung: Berlin; (öffentliche) Sammlung; Staatliche Museen; Gemäldegalerie; Inv. Nr. 2103; Zugangsart: Überweisung; Zugangsdatum: 1936; Auslagerungsort: Berlin; Friedrichshain; Flakturm Friedrichshain; Besitzzeit: bis 1945; Zugangsart: Auslagerung; Zugangsdatum: 1941/1942; Vorbesitzer: (private) Sammlung: Dresdner Bank; Besitzzeit: bis 1936; Zugangsart: Pfändung. Ehemaliges Pfandgut der Dresdner Bank, welches 1936 vom Ministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung der Berliner Galerie übergeben wurde. [Ministerielle Überweisung

Verlustgeschichte Berlin (Flakturm Friedrichshain) 1945

Verlustgeschichte Leiturm des Flakbunkers; Friedrichshain

Die Dresdner Bank hatte (angeblich) Vries Skulpturen und die Gemälde die im Eigentum des verfolgten und emigrierten letzten regierenden Fürsten zu Schaumburg Lippe standen, pfänden lassen, um sie dem späteren Goebbelsministerium zu übergeben. Warum erteilen weder die SPK noch die Dresdner Bank den Erben Adolfs und der Öffentlichkeit umfassende Auskunft und Information über den gesamten Vorgang ? Was steckte hinter der Pfändung durch die Dresdner Bank ? 

https://www.vierprinzen.com/2018/01/dresdner-bank-verweigert-auskunft-zum.html

und

https://www.vierprinzen.com/2018/01/das-hac-und-die-hochinteressanten.html