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Sonntag, 7. Juni 2015

Eintragung 5. Mai 1945 im Tagebuch des Prinzen Heinrich





Es ist als wenn die Verantwortlichen entweder vom Wahnsinn befallen oder Verbrecher sind. Etwas anderes kann nach Lage der Dinge nicht in Frage kommen. Ich glaube, dass Beides zutrifft. Es wird aber immer, scheint mir, ein psychologisches Rätsel bleiben wie es möglich war, ein Volk gegen seinen Willen erstens so lange in Schach zu halten und zweitens es zu einem so langen Durchhalten an der Front zu bereden. Unverständlich die Haltung der Generäle ausser wenn man bedenkt, dass es wohl auf der ganzen Welt keinen Menschen mit gleich grosser Einflussphäre giebt, die in jeder Beziehung einseitiger sind. Vor allem wirkt sich das Fehlen jedes politischen Sentiments aus.

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Man hört heute als Entschuldigung von den Nazis den Ausruf “wir waren doch nur Deutsche”. Das ist vollkommen richtig aber nur insofern als hier eine völlige Verkennung dessen zugrunde liegt, was letzten Endes der tiefste Sinn dessen ist, was man allein mit Recht als deutsch bezeichnen kann. Ich glaube es lohnt sich darüber nachzudenken. Vorweg eins: Der Begriff deutsch ist nicht gebunden an Landesgrenzen, nicht eingeengt auf einem geographisch bestimmbaren und durch Grenzphäle begrenzten Raum, nicht begrenzt völkisch oder rassisch. Nein es gehören alle die Menschen dazu, die sich eines wissen in den tiefsten seelischen Schwingungen mit den deutschen Schöpfern unvergänglicher geistiger Werke in dem sie ihren Niederschlag im Inneren gefunden haben im geschriebenen Wort in der Musik oder in der bildenden Kunst. Alles andere ist eine Verzerrung des Begriffs deutsch, ein Missbrauch. Es ist wohl niemals in dieser Hinsicht so gesündigt  worden wie gerade im 3. Reich. Der Staat zerstörte das Familienleben die Keimquelle aller Entwicklung, setzte an Stelle der christlichen Lehre die Vergottung der Materie an Stelle von Ehrfurcht vor dem höchsten geistigen Sein als Grundbedingung für den Anfang jeder menschlichen höheren Entwicklung die Vergottung der eigenen Person, zertrat die Heiligkeit der Ehe durch den Befehl uneheliche Kinder zu zeugen in möglichst grossem Umfang und untermauerte alles propagandistisch so, dass wirkliche nicht unerhebliche Teile des Volkes der Meinung waren, Deutsche einer bisher nicht erreichten höheren Entwicklungsstufe zu sein ohne zu merken dass sie sich in einem kaum vorstellbaren Tempo zurück zum Tier entwickelten. Die Quittung für die Richtigkeit dieser rückläufigen Bewegung finden wir in der Möglichkeit der Zustände wie sie in den

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Konzentrationslagern gefunden würden. Dass diese Entwicklung nur im Chaos enden konnte, war jedem Menschen klar der auch nur die geringste Ahnung von geistigen Gesetzen hatte. Dass das Tempo und die Wucht des Zusammenbruchs durch den Krieg sowohl beschleunigt wie vergrössert wurde, steht ohne Zweifel vor aller Augen, andererseits ist der Anschauungsunterricht so grauenhaft, dass dadurch die Hoffnung auf eine Selbstbesinnung berechtigt erscheint als Reaktion. Hier liegt die einzige Entwicklungsmöglichkeit und zwar muss sie das Volk zurückführen zur Erkenntnis der Grundweisheit der christlichen Religion, als dem einzigen Urquell allen geistigen Lebens in Europa. Geschieht dies nicht, so wird die Selbstvernichtung nicht aufzuhalten sein. Vor Jahren sagte mir einmal eine alte Bäuerin: “Durchlauchten, es giebt nur eine Frage, ob das Hakenkreuz oder das Kreuz von Golgatha siegt”. Die Frau hatte Recht und wird recht behalten.-


Ich habe im Vorstehenden gesagt, was ich unter national deutscher Prägung, wie ich mich zusammenfassend ausdrücken möchte, verstehe. Ich betonte dass dieser Begriff (und das gilt für alle Völker) die Landesgrenzen sprengt, wie der Geist überhaupt in seiner Auswirkung erhaben ist über räumliche Begrenzung. Aber auch in der Welt der Materie gilt es für uns zu lernen umzudenken. Dazu zwingt das Zeitalter der Technik, das uns die früher ungeahnte Möglichkeit gab, grösste Entfernungen in kürzester Zeit zu überbrücken. Das zwingt automatisch zu einem Zusammenschluss aller früherer “Grossmächte” die im gleichen wirtschaftlichen zusammengehörigen Grossraum liegen. Gleichzeitig  aber sinkt die Bedeutung der Grösse der einzelnen XXX Nationen in diesem Raume zurück gegenüber der gemeinsamen Organisation der Lenkung der Wirtschaftsgebiete, die durch keinerlei Grenzen gehemmt sein dürften, wenn alles sich umgestellt hat und eingespielt ist. Mit dieser Erkenntnis öffnet sich der Weg für die Unbedenklichkeit der Förderung föderativer Staatsgebilde, durch deren Bestehn Kulturzentren geschaffen werden nach der die Welt niemals mehr lechzte als gerade im Zeitalter der technischen Welle, die ihrer inneren Struktur nach einen typisch anti geistigen Stempel trägt. Es wäre ein Grundirrtum sich hier einer Täuschung hinzugeben ! – Der Mensch läuft im Moment Gefahr von der Maschine beherrscht zu werden anstatt sie selbst zu seinem Diener zu machen.-

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Weltkonferenzen können die erreichten Ziele vom technischen und merkantilen Standpunkt aus festigen. Die Lösung der kulturellen Fragen aber bleibt die völlig private Domäne der einzelnen Staaten. Von diesem Gesichtspunkt bin ich für die Beibehaltung der deutschen Kleinstaaten bei einem Zusammenschluss der europäischen Grossraumes. Die Zeit würde sehr bald zeigen, dass eine innere Umstellung des Denkens in Deutschland eine wesentliche Förderung in Bezug auf das zu erhoffende Tempo erhielte. Die Schaffung kultureller Werte auf deutschem Boden, als einziger von mir anerkannter Gradmesser für den Wert eines Volkes würde nicht darunter leiden wenn das alte Königreich Hannover errichtet würde, XXX Bremen Hamburg und Schaumburg Lippe als selbständige Partner mit einer Zollunion anschliessen könnte. Ich bin mir schon heute sicher dass dies von der überwiegenden Mehrheit der Bewohner XXX begrüsst werden würde, da der Wideraufbau in einem heute kaum zu erhoffenden Tempo erfolgen könnte. Mir schweben als Wunschtraum die Vereinigten Staaten von Europa unter englischer Führung vor als einzige Lösung.  Je freiwilliger die Gründung Paneuropas vor sich geht, um so reibungsloser dürfte sich die weitere Entwicklung gestalten und die gegenseitige Atmosphäre  von Hass und Antipathie beseitigt werden können. Und das ist enorm wichtig. Die Umstellung Deutschlands auf Paneuropa wird in mancher Beziehung leichter sein als in den anderen Staaten, da man sich bei dem notwendigen Aufbau gleich hierauf einstellen kann.

6.V. 1945

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