Mittwoch, 12. Dezember 2018

gründliche Recherchen erleichtern die Arbeit: Akte Plettenberg und das Palais Schaumburg

Vorbemerkung:

Die in diesem Eintrag enthaltenen Informationen wurden rechtmässig erlangt. 
Der zuständige Richter wurde von der Rechtspflegerin gefragt, ob ich Anspruch auf die Information hätte.

Die Antwort des Richters lautete:

Frau Rechtspflegerin

Gegen die Grundbucheinsicht bestehen keine Bedenken, da insoweit aufgrund des Erbscheins ein berechtigtes Interesse besteht, sich über die Rechtslage des Grundbesitzes des ehemaligen Eigentümers und Erblassers zu informieren.

13 August 2002

unterschrieben 

RiAG

Es ist sehr leicht Verknüpfungen durchzuführen.

Mein im Jahr 2006 veröffentlichtes Buch Vier Prinzen zu Schaumburg-Lippe und das parallele Unrechtssystem beinhaltet eine sehr detaillierte Chronologie, die sich von Seite 325 bis Seite 361 erstreckt.

Das erleichtert die Forschung ungemein.

Am 29.12.1919 kaufte Adolf Fürst zu Schaumburg-Lippe von Viktoria von Preussen das Palais Schaumburg in Bonn.



Der in Minden beurkundete Kaufvertrag aus der Grundakte:








Adolf wurde am 9. März 1920 eingetragen.

Es kam zu einer Ausstellung eines Grundschuldbriefes der interessant ist, weil Adolf Fürst zu Schaumburg Lippe als Eigentümer ausgewiesen war.

Firma Proehl & Gutmann Amsterdam Gläubigerin von Adolf Fürst zu Schaumburg-Lippe

Parzelle Nr. 394/170 gross 0, 04 ar  gross, ist interessant für eine Beschwerde gegen den
Beschluss des Grundbuchamtes Bonn,
das sind 4 Quadratmeter

Adolf Fürst zu Schaumburg-Lippe Eigentümer


Bitte Proehl & Gutmann in Amsterdam im Auge behalten. Ich komme am Ende der Ausführungen darauf zurück.

Man nehme nun die Plettenberg Akte.

1937 schrieb in dieser Akte Herr Schwertfeger an Herrn Plettenberg, dass die Gegenseite (also die Miterben) gar nicht erkannt haben, dass sie einen Erbschaftsauseinandersetzungsanspruch haben.

Dass Herr Plettenberg und  Herr Schwertfeger es wussten ergibt sich nicht nur aus dieser internen Notiz in der Akte Plettenberg, sondern auch aus diesem Vermerk aus der Grundakte

Zitat: Umschreibung der Grundstücke aus dem Nachlass von Adolf Fürst zu Schaumburg-Lippe.



Obwohl die Erben von Adolf Fürst zu Schaumburg Lippe Eigentümer waren, boten Herr Plettenberg und Herr Schwertfeger das Palais Schaumburg dem Reichsfiskus zum Kauf an.

Hier das Kaufangebot über 14 Parzellen, laufende Nummer 1-14.



Klausel 3: 709.000 zu zahlen in bar oder Übernahme von Bankverbindlichkeiten bei der Dresdner Bank




Proehl & Gutmanns Forderung in Höhe von 500.000 Goldmark plus Zinsen
gegen Adolf Fürst zu Schaumburg-Lippe wird Anfang 1934
an die Dresdner Bank abgetreten. Die Abtretungserklärung unterschrieb
F.B. Gutmann, Inhaber der Firma Proehl & Gutmann



Das Angebot zum Kauf durch das Heer gab das "Haus Schaumburg Lippe" ab. Völlig unverständlich. Es hätte, wenn überhaupt, von den Erben Adolfs abgegeben werden können.

Reichs (Wehrmacht) fiskus (Wehrkreisverwaltung VI) nahm am 24 Februar 1939 das Angebot in Münster an. Es wählte die Variante: Zahlung von 709.000 RM in bar. Also keine Übernahme der Bankverbindlichkeiten bei Proehl & Gutmann, auch nicht bei der Dresdner Bank.



Die Auflassungserklärung hinsichtlich der Parzellen 1-14 erfolgte am 24 März 1939 in Minden. Seltsamerweise gibt die Auflassungserklärung ein Testamentsvollstrecker Adolfs ab.






.


Das Grundbuchamt teilt mit, dass die Grundstücke 1-14, eingetragen in Blatt 5976 
nach Blatt 256/10104 am 25. Juli 1939 übertragen wurden





Im Grundbuch  ist ersichtlich, dass  ein Umlegungsverfahren eingeleitet wurde.

Es heisst in Eintragung 30: Im Umlegungsverfahren auf Grund des am 11.1.1941 festgesetzten Verteilungsplans vom 26.10.1940 eingetragen am 1. März 1941. Informiert wurde die Umlegungskommission XIII Bonn, Stadthaus.


Eintragung 3: Das Umlegungsverfahren ist eingeleitet, 16. August 1939.


Juli 1939 wurden die Belastungen zur Sicherung der Forderungen von Proehl & Gutmann gelöscht
Am 25 Juli 1939 wurden die Belastungen gelöscht.

Eingetragen, so das Grundbuchamt sei Reichsfiskus Heer.

nach Blatt 256/10104 übertragen

erhielten laufende  Nummer 54-67



unter 4.  Eintragung Reichsfiskus Heer aufgelassen 7.3.1939, eingetragen 25 Juli 1939
Zur Löschung der Belastungen zugunsten Proehl & Gutmann

Die  Dresdner Bank die von Proehl & Gutmann die Fordeurngen "erworben" hat, bewilligte die Löschung der Belastungen im Grundbuch. Der Verkäufer erhielt 709.000 RM in bar.

Demnach müsste das Bargeld an die Dresdner Bank gehen, damit sie die Löschung der Sicherheiten bewilligte

Denn der Vertrag spricht alternativ von entweder Barzahlung oder Tilgung der Schulden.

Zur Wirksamkeit des Verkaufes

Verkauft hat ein Nichtberechtigter. Plettenberg und Schwertfeger hätten nicht verkaufen können, denn das Palais stand im Eigentum der Erbengemeinschaft nach Adolf.

Zum Vorgang des Verkaufs an das Heer selbst

Wikipedia schreibt:

"Im Februar 1939 wurde das Palais Schaumburg für 709.000 Reichsmark vom Deutschen Reich erworben, um dort Teile eines Militärstabs der Wehrmacht, das „Armeekommando 2“ unterzubringen.

Das dem Wehrkreis VI (Münster) unterstellte Kommando zog dort im November 1939 ein, beendete aber mit Beginn des Westfeldzugs am 10. Mai 1940 seine Tätigkeit im Palais".

Es soll sich im Palais das Kommando der XII Infanterie-Division befunden haben. Es unterstand in der fraglichen Zeit dem Generalleutnant Ludwig von der Leyen.

Das Palais wurde nur bis zum Frankreichfeldzug (10. Mai 1940) vom Heer genutzt,

Zu Proehl & Gutmann

Wer war Friedrich Bernhard Eugen "Fritz" Gutmann (15.11.1886-13.4.1944) ? Er war ein holländischer Banker und Kunstsammler. Sein Vater Eugen Gutmann hatte 1872 die Dresdner Bank gegründet. 

Adolf Fürst zu Schaumburg-Lippe hatte 1926 von Proehl & Gutmann ein Darlehen erhalten zu dessen Sicherung das Palais Schaumburg in Bonn belastet wurde. 

In meinem zweiten Buch Vier Prinzen zu Schaumburg Lippe, Kammler und Behr habe ich ausführlich darüber geschrieben, dass Adolf Geschäftsbeziehungen zu jüdischen Bankern unterhielt.

Karl Haberstock kaufte die Kunstsammlung Gutmann.

Friedrich Bernhard Gutmann wurde im April 1944 in Theresienstadt zu Tode geprügelt. Seine Frau Louise starb im October 1944 in Auschwitz. 

1934 ermittelte das Gestapa gegen Adolf Fürst zu Schaumburg-Lippe, es wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Devisenvergehen eingeleitet. Die Forderungen von Proehl & Gutmann Amsterdam wurden 1934 an die Dresdner Bank "abgetreten". Die Verbindlichkeiten betrugen 500.000 Goldmark zu zahlen an Proehl & Gutman mit Sitz in Amsterdam. Zahlungen ins Ausland an einen jüdischen Banker wurden kriminalisiert.   



Schlussbemerkungen:

Bonn befand sich 1939 in Preussen.

Adolf Fürst zu Schaumburg-Lippe war Mitglied der Bonner Preussen

https://de.wikipedia.org/wiki/Corps_Borussia_Bonn

Das OLG Celle war in keiner Form am "Abverkauf des Palais Schaumburg an die Wehrmacht" beteiligt.



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